Der Audeze LCD‑X ist ein Premium-Kopfhörer, der sowohl für Musikproduktion als auch für intensives Gaming und Musikgenuss konzipiert wurde. Nach fünf Wochen intensiver Nutzung teile ich meine ungeschönte Meinung zu diesem Audio-Kraftpaket – und verrate, ob sich die Investition für euch lohnen könnte.
Warum zur Hölle überhaupt Kopfhörer?!
Lasst mich ehrlich sein: Wie viele von euch sitze ich gefühlt endlos vor dem Bildschirm. Mindestens 40 Stunden pro Woche im Job, dazu kommt Bloggen, Screener schauen, Zocken und was man sonst noch so treibt. Schnell summiert sich das auf locker 60+ Stunden wöchentlich – und fast immer mit Kopfhörern auf den Ohren. Da ist der Wunsch nach dem perfekten Sound-Erlebnis keine Spinnerei, sondern pure Notwendigkeit für die mentale Gesundheit!
Wichtig vorab: Den Audeze LCD‑X habe ich vom deutschen Vertrieb kostenlos zum Testen bekommen. Das beeinflusst meine Meinung jedoch in keiner Weise – hier bekommt ihr nichts als die 100% unabhängige Wahrheit.
Mein Testsetup
In meinem fünfwöchigen Test (mit über 300 Stunden Tragedauer!) habe ich den Kopfhörer durch die audiophile Hölle geschickt und mit verschiedenen Setups kombiniert:
- ifi HipDac
- Fosi Audio K7 (zum Review)
- Fosi Audio K7 + Lehmann Audio Linear und Linear II
- Fosi ZD3 + Lehmann Audio Linear und Linear II
- Burson Audio Playmate 3 Deluxe
- Burson Audio Playmate 3 Deluxe + Lehmann Audio Linear und Linear II
Der Vorteil: Bei mehreren Geräten konnte ich die integrierten Kopfhörerverstärker gegen die separaten Lehmann-Amps benchmarken. Perfekt für einen kompromisslosen Test!



Unboxing & Lieferumfang: Flexen mit dem Travel Case
Der Audeze LCD‑X kommt in einem schwarzen Travel Case – einem veritablen Koffer, mit dem ihr definitiv bei euren Audio-Buddies angeben könnt! Darin findet ihr neben dem Kopfhörer selbst:
- Ein geflochtenes, vieradriges XLR zu 2x mini-XLR Kabel (verknotungsfrei!)
- XLR zu 6,35mm Adapter
- 6,35mm auf 3,5mm Adapter (unsymmetrisch)
Während viele Hersteller bei den Kabeln sparen, liefert Audeze hier wirklich solide Qualität. Das Kabel ist nicht das flexibelste, aber definitiv besser als viele Konkurrenten. Einziger Wermutstropfen: Die symmetrische Verbindung wird nur bis zum XLR-Stecker geführt. Ein 4,4mm symmetrischer Adapter wäre eine sinnvolle Ergänzung gewesen.
Der Travel Case ist ein schickes Extra für unterwegs – gerade für Audio-Profis nützlich, auch wenn ich persönlich im Home-Setup darauf verzichten könnte.


Die Tech dahinter: Was zur Hölle ist ein Magnetostat?
Beim Audeze LCD‑X handelt es sich um einen Magnetostaten in offener Bauweise. Anders als bei klassischen Kopfhörern besteht der “Lautsprecher” aus einer hauchdünnen Folie (Membran), auf die leitfähiges Material aufgedampft wurde. Diese ultradünne Membran schwingt zwischen Dauermagneten und erzeugt so den Sound.
Die technischen Daten im Überblick:
- Rechteckiger Treiber mit 106 mm Größe und mikrometerdünner Membran
- Impedanz: 20 Ohm
- Sensitivität: 103 dB/1mW (erstaunlich leicht anzutreiben!)
- Empfohlene Leistung: mindestens 250mW
- Frequenzgang: 10Hz — 50kHz
- Gewicht: 612g
Während Magnetostaten tendenziell nicht so tief spielen können wie konventionelle Treiber, glänzen sie mit extremen Höhen. Und keine Sorge: Mit 612g ist der LCD‑X zwar kein Leichtgewicht, aber noch lange kein Nackenbrecher – wer Studio-Kopfhörer gewohnt ist, wird keine Probleme haben.



Tragekomfort: Überraschend bequem für Marathon-Sessions
Erfahrungsgemäß sind offene Kopfhörer für lange Arbeitssitzungen unschlagbar, und der Audeze LCD‑X macht hier keine Ausnahme. Das spartanisch wirkende Kopfband entpuppt sich im täglichen Gebrauch als durchdacht konstruiert:
- Die perforierte Lederauflage verhindert Schwitzen (großes Plus für Hitzköpfe wie mich!)
- Die Größenverstellung rastet präzise ein und verstellt sich nicht von selbst
- Die drehbar gelagerten Ohrmuscheln passen sich perfekt an
- Die dicken Lederpolster verteilen den Druck ideal – keine Druckstellen, selbst nach stundenlangem Tragen



Nach fast 10 Jahren mit Noise-Cancelling-Kopfhörern, die mich oft schwitzen ließen und ein klaustrophobisches “Aquarium-Gefühl” erzeugten, fühle ich mich mit dem offenen Design wie dem LCD‑X befreit. Gerade für Telkos ist das genial – ich höre meine eigene Stimme natürlich und neige weder zum Schreien noch zum Nuscheln.
Die runden Ohrmuscheln (meine Ohren passen komplett hinein) sind für mich perfekter als die ovale Form mancher Konkurrenten wie Hifiman. Bei letzteren hatte ich das Problem, dass sie mit dem unteren Ende auf meinem Kiefer auflagen und das Sprechen in Telefonkonferenzen unangenehm machten. Beim LCD‑X hingegen stören weder die nach vorn gerichteten Kabelanschlüsse noch beeinträchtigen sie die Bewegungsfreiheit – ideal, wenn man zwischen zwei 28-Zoll-Monitoren hin und her schaut.
Selbst mit Kapuzenpulli gibt’s keine Kabelprobleme – wichtig für alle, die wie ich im Home Office zwischen Arbeits- und Chill-Modus wechseln!
Mobil? Geht, aber…
Klar, theoretisch könnte man den Shanling M5 Ultra (Review) in die Hosentasche stecken und mit dem Audeze LCD‑X durch die Wohnung laufen. Funktioniert erstaunlich gut, aber ehrlich: Der Kopfhörer ist dafür einfach zu klobig. Das ist definitiv kein Gadget für unterwegs, sondern eine Workstation-Lösung.

Sound: Die nackte Wahrheit über den Audeze LCD‑X
Bässe: Präzise, aber kein Bassmonster
Typisch für Magnetostaten: Der LCD‑X liefert keinen ultra-ausgeprägten Bass, sondern einen eher natürlichen, zurückhaltenden Tiefton. Mit DSP lässt sich das zwar anpassen, aber nach längerem Hören merkt man: Der ausgewogene Bass hat auch Vorteile.
Double-Bass-Salven und Bass-Drops in Breakdowns kommen knackig und präzise – nur ohne den letzten Rest physischen Druck, den Bassheads vielleicht vermissen könnten. Für Metal- und Rock-Fans: Der Bass ist genau richtig, um dem Druck standzuhalten, ohne zu überwältigen.
Mitten: Das Herzstück des Kopfhörers
Hier spielt der LCD‑X seine absolute Stärke aus! Die Auflösung ist phänomenal und arbeitet selbst kleinste Details von Instrumenten heraus. E‑Gitarren und E‑Bass schieben energisch nach vorne, Drums werden plastisch dargestellt. Gesang und Sprache klingen hervorragend verständlich – perfekt für alle, die zwischen Musik und Telekonferenzen wechseln müssen.
Die Mittendarstellung ist so transparent, dass ihr selbst in dichtem Mix-Gewusel jedes Instrument klar orten könnt – ein Traum für analytisches Hören!
Höhen: Crisp, aber nicht aggressiv
Die Höhen des Audeze LCD‑X sind knackig präsent, aber nicht nervig aufdringlich – genau richtig für lange Sessions. Als Studio-Kopfhörer konzipiert, bleibt er hier eher ausgewogen. Dennoch macht es unglaublichen Spaß, Becken präzise zu orten und sich von der Musik komplett umhüllen zu lassen.
Räumlichkeit und Bühnendarstellung: Metal-Pit statt Fernsehsessel
Der Kopfhörer ist extrem räumlich, alles lässt sich perfekt orten. Bei aggressiver Musik wie Cattle Decapitation’s “Bring Back the Plague” ist es ein Fest zu hören, welches Klang-Meisterwerk die Band geschaffen hat. Die tiefen Growls und fiesen höheren Vocals umhüllen einen perfekt.
Die Bühne ist zwar mittelmäßig breit, holt euch aber von der Tiefe her mitten ins Geschehen – weniger FOH-Position, eher Moshpit-Feeling. Für mich als Metal-Fan absolut perfekt. Ihr steht nicht distanziert am Rand, sondern mitten im Geschehen!
Auflösung und Details: Nichts bleibt verborgen
Hier glänzt der LCD‑X am hellsten. Jede Feinheit wird sauber herausgearbeitet, was auch bedeutet: Ihr hört auch Fehler in Abmischungen. Nehmt Amon Amarth’s “Valkyries Ride” – ihr hört nicht nur die brutal treibende Bass-Drum, sondern auch das Pedal des Schlagzeugers. Für mich macht genau das die Musik authentisch. Es ist wie bei einem Live-Konzert: raw und ungefiltert.
Das Impulsverhalten und die Transientendarstellung sind erstklassig – ein Kopfhörer, den ich definitiv neben meinem Beyerdynamic DT 1990 Pro behalten würde.


Für wen ist der Audeze LCD‑X wirklich?
Jetzt werde ich euch mal die ungeschminkte Wahrheit sagen: Wenn ihr euch ein Kopfhörer-Setup aufbauen wollt, fangt mit dem Kopfhörer an. Nach all meinen Tests bin ich überzeugt, dass er den größten Einfluss hat.
Die wichtigsten Faktoren:
- Tragekomfort (ihr müsst das Teil stundenlang tragen können)
- Ausgewogener Sound (kein Bass-Monster, keine spitzen Höhen)
- Klare, unverschleierte Wiedergabe
Und das Beste: Selbst an einem günstigen DAC mit Kopfhörerverstärker klingt der LCD‑X bereits beeindruckend. Ja, zwischen meinem ersten und letzten Setup höre ich deutliche Unterschiede – aber selbst mit einfachem Equipment macht der Kopfhörer Spaß!
Der Upgrade-Pfad ist klar:
- Guter Kopfhörer (Audeze LCD‑X!)
- Stabile Verstärkung (macht extrem viel aus bei Impulsverhalten und Transienten)
- Erst dann ein besserer DAC
Lohnen sich die 1200€? Wenn ihr täglich stundenlang mit Kopfhörern arbeitet: definitiv. Bei der Bauweise und der Materialqualität werdet ihr viele Jahre Freude daran haben. Rechnet selbst nach, wie viele Stunden ihr das Teil tragen werdet und wie schnell ihr bei billigeren Alternativen ständig Ersatz kaufen müsst.
Mit dem Audeze LCD‑X bekommt ihr keinen Kopfhörer, von dem ihr schnell “satt” werdet. Er ist ein Arbeitsgerät – aber eines, mit dem ihr auch gemütlich auf dem Sofa chillen und eure Lieblingsalben neu entdecken könnt.
Der ultimative Sound-Boost: Die nächsten Schritte
Wer den LCD‑X optimal ausreizen will, sollte in einen neutralen, potenten Verstärker investieren. Gerade günstige Amps, die bereits im oberen Leistungsbereich arbeiten, können den Klang signifikant verschlechtern.
Ein guter Verstärker macht den Weg frei, um später auch am DAC zu schrauben. Hier kommt viel Klangpotential her – aber nur mit guter Verstärkung und Kopfhörern holt ihr das Maximum aus eurem DAC.
Meine Erfahrung mit dem Upgrade-Pfad:
- Der Fosi Audio K7 ist für seinen Preis ein tolles Gerät und hatte keine Probleme, den LCD‑X anzutreiben. Mit zusätzlichem Class-A-Verstärker kitzelt ihr alles aus dem DAC-Chip heraus.
- Der Fosi ZD3 braucht einen externen Verstärker, bietet aber durch OpAmps spannende Klangoptimierungen.
- Der Burson Audio Playmate 3 ist bereits im Einsteigerbereich von Burson, aber definitiv im gehobenen DAC-Segment. Selbst ohne externe Verstärkung harmoniert er perfekt mit dem LCD‑X – die OpAmps färben den Klang bereits angenehm.

Für die Hardcore-Fraktion: All-in gehen!
Wer sofort das Maximum will: Kombiniert den Burson Audio Playmate 3 Deluxe mit dem Audeze LCD‑X. Beeindruckender Klang garantiert, mit reichlich Leistungsreserven durch die Class-A-Verstärkung. Die Werks-OpAmps sind bereits erstklassig, aber wer experimentierfreudig ist, kann hier noch weitere Klangcharakteristiken erschließen.
Fazit: Audio-Nirvana für Dauernutzer
Der Audeze LCD‑X überzeugt im Gesamtpaket auf ganzer Linie. Hervorragender Tragekomfort auch über lange Strecken, analytische Präzision und beeindruckende Transparenz machen ihn zum Traumpartner für alle, die täglich viele Stunden Audio-Content konsumieren.
Mit hochwertiger Zuspieler-Hardware wird er zum absoluten Traum – ein Kopfhörer, der ganz klar Referenzqualitäten mitbringt und den ich am liebsten gar nicht mehr zurückgeben würde!
Für Metal-Fans, Gamer mit audiophilen Ansprüchen und alle, die lange Arbeitssessions mit makellosem Sound überstehen wollen, ist der LCD‑X einen ernsthaften Blick wert. Ja, er ist eine Investition – aber eine, die sich für echte Intensiv-Nutzer jeden Tag aufs Neue bezahlt macht.
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