Die IOTAVX AVX 17 AV-Vorstufe war für mehrere Monate unser audiophiler Mitbewohner. Genau genommen hatten wir das komplette IOTAVX AVX17 + 2x AVXP1 (hier gehts zu unserem Test) Paket im Test, aber ich entschied mich, die Geräte separat zu betrachten. Was diese Vorstufe von der Masse abhebt? Ein konsequenter Fokus auf Hardware-Exzellenz statt Software-Magie – und ob das wirklich funktioniert, erfahrt ihr in diesem ungeschönten Test.
Transparenz first
Der AVX 17 wurde uns kostenlos vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Klingt nach Beeinflussung? Keine Sorge – wie immer bleiben wir kompromisslos ehrlich und neutral. Bei uns gibt’s keine PR-Floskeln, sondern die nackte Wahrheit – egal ob ein Produkt glänzt oder spektakulär versagt.
Die Grundidee: Hardware first, Software second
IOTAVX verfolgt mit der AVX 17 einen völlig anderen Ansatz als Mainstream-Hersteller wie Denon und Marantz oder High-End-Marken wie StormAudio und Trinnov. Statt Kunden mit automatischen Einmesssystemen und komplexen Raumkorrekturen zu beeindrucken, konzentrieren sie sich auf erstklassige Hardware und geben euch mächtige manuelle Werkzeuge an die Hand.
Die Philosophie dahinter ist simpel: Hochentwickelte Algorithmen wie Audyssey, Dirac Live oder Trinnovs proprietäre Lösungen verschlingen Entwicklungsbudgets – und diese Kosten landen zwangsläufig bei uns als Endkunden. IOTAVX hat stattdessen entschieden, das Budget in exzellente Hardware zu stecken und bei der Software auf das Wesentliche zu reduzieren, ohne auf wichtige Codecs wie Dolby Atmos und DTS:X zu verzichten.
Ihr bekommt zwar kein vollautomatisches Audio-Wunderwerk, dafür aber leistungsstarke manuelle Werkzeuge für Audio-Enthusiasten. Etwas Bastelarbeit ist also gefragt – aber für Audiophile und Heimkino-Fans, die wissen wollen, was in ihrem Setup wirklich steckt, ist genau das ein Grund zum Feiern!





Lieferumfang und technische Daten: Vollausstattung ohne Schnörkel
Zum Lieferumfang gibt’s nicht viel zu sagen: Netzkabel, Fernbedienung, Einmessmikro, 4x Trigger-Kabel, das Gerät selbst und eine Anleitung – mehr braucht’s auch nicht. Das eigentliche Highlight ist die innere Ausstattung: Die AVX 17 bietet satte 17 Kanäle, aufgeteilt in 13.4, womit Setups bis zu 7.4.6 möglich sind. Alle wichtigen Formate wie Dolby Atmos und DTS:X werden unterstützt – hier gibt’s keine Kompromisse.


Die Anschlussvielfalt ist beeindruckend:
- 17 Cinch-Ausgänge
- 17 XLR-Ausgänge (für maximale Signalqualität)
- 3 analoge Cinch-Eingänge (ideal für Plattenspieler, Streamer oder CD-Player)
- 2 koaxiale und 2 optische Digitaleingänge
- 6 HDMI 2.0b Eingänge und 2 HDMI 2.0b Ausgänge (mit HDCP 2.2, 4K, HDR10 und Dolby Vision)
- Bluetooth 5.0 mit aptX-HD
Die zwei HDMI-Ausgänge sind besonders praktisch, wenn ihr beispielsweise TV und Beamer parallel betreiben wollt. Der erste HDMI-Ausgang unterstützt zudem ARC, um den Sound vom TV zurück an die AV-Vorstufe zu leiten.





Verarbeitung und Software: Wo Licht ist, gibt’s auch Schatten
Die Verarbeitungsqualität der AVX 17 ist absolut high-end. Das massive Metallgehäuse, die hochwertigen Anschlüsse und das informative Frontdisplay schreien förmlich “Ich bin ein audiophiles Kraftpaket!” Hier gibt’s nichts zu meckern – IOTAVX unterstreicht ihren Anspruch, kompromisslose Qualität zu liefern.
Die Software hingegen ist… sagen wir mal… funktional statt sexy. Hier gibt’s keine hochglanzpolierte Benutzeroberfläche, sondern eine zweckmäßige, teils pixelige Darstellung. Ehrlich gesagt: Wer braucht Schnickschnack, wenn die Funktionalität stimmt?
Das integrierte Einmesssystem erkennt die Abstände der Lautsprecher zur Hörposition erstaunlich präzise und erleichtert die Grundeinrichtung enorm. Die rudimentären DSP-Filter sind für den Anfang durchaus brauchbar – das wahre Highlight ist jedoch der extrem flexible parametrische EQ:
- 11 Bänder für die Hauptkanäle (Links, Rechts, Center)
- 7 Bänder für weitere Kanäle (Surround, Surround-Back, Atmos)
- 5 Bänder für jeden der vier Subwoofer-Ausgänge1
Was fehlt? Auf moderne Komfortfunktionen wie Streaming, Netzwerkanschluss, WLAN und Multiroom müsst ihr verzichten. Die AVX 17 unterstützt allerdings eine zweite Zone für Musik in einem anderen Raum. Der interne DAC verarbeitet Signale bis 192kbit – völlig ausreichend für Filmgenuss und Musik. Ein Phono-Vorverstärker ist ebenfalls nicht an Bord, also plant entsprechend, wenn ihr Vinyl hören wollt.
Ersteinrichtung: Schnell, aber noch nicht perfekt
Die Ersteinrichtung geht erstaunlich flott von der Hand. Mit dem automatischen Einmesssystem erzielt man bereits akzeptable Ergebnisse – perfekt für einen ersten Höreindruck. Schon nach dieser grundlegenden Einrichtung kann man direkt mit dem Hören beginnen und bekommt einen soliden Eindruck vom Potenzial des Systems.
Nach den ersten Filmen haben wir allerdings die Lautstärken einzelner Kanäle manuell angepasst. Die Atmos-Kanäle waren für unseren Geschmack etwas zu zurückhaltend, weshalb wir sie um 1,5dB angehoben haben – genau diese Flexibilität macht die AVX 17 so interessant.
Einmessung mit REW: Jetzt wird’s richtig geil!
Wer das volle Potenzial der AVX 17 ausschöpfen will, sollte sich mit der Software Room EQ Wizard (REW) vertraut machen und ein kalibriertes Messmikrofon besorgen. Wir haben ein miniDSP UMIK1 verwendet, die Kalibrierungsdaten in REW importiert und dann jeden Kanal einzeln vermessen.
Zugegeben: Bei so vielen Kanälen ist das ein ordentliches Stück Arbeit – ähnlich wie wenn ihr eure erste Platte auf Vinyl hört und realisiert, dass ihr jetzt ein ganzes Kaninchenloch an audiophilen Möglichkeiten entdeckt habt. Nach den Messungen haben wir die Parameter berechnet – REW macht das zum Glück recht einfach – und dann manuell über die Fernbedienung in die AVX 17 eingegeben.
Klingt mühsam? Ist es auch! Aber das Ergebnis ist absolut beeindruckend. Wir haben natürlich auch ein paar Feinheiten nach unserem persönlichen Geschmack angepasst, besonders im Bassbereich – mehr Druck für die brutalen Breakdowns bei unseren Metal-Sessions. Genau diese Möglichkeit, selbst Hand anzulegen und zu experimentieren, macht unglaublich viel Spaß!
Bedienung: Zweckmäßig, aber nicht sexy
Die Software ist nicht gerade ein Augenschmaus, aber die Einstellmöglichkeiten sind umfangreich. Nach der Ersteinrichtung hat man im Alltag jedoch weitgehend seine Ruhe und kann den AVX 17 problemlos nutzen.
Die alltägliche Bedienung ist erfreulich unkompliziert. Dank CEC lässt sich die Vorstufe in den meisten Fällen bequem über den Fernseher steuern – hier gab es in unseren Tests keinerlei Probleme. Die Funktionen sind intuitiv erreichbar, und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit greift man blind zur richtigen Taste.
Klang: Das Herzstück der AVX 17
Kommen wir zum Entscheidenden: Wie klingt dieses Beast? Die AVX 17 spielt erfreulich neutral und ausgewogen, ohne einen bestimmten “Einschlag” wie ihn beispielsweise Denon-Geräte haben. Sie offenbart die Aufnahme in ihrer reinsten Form, ohne eigene Färbung hinzuzufügen.
Gerade im Bassbereich kann sie dank der flexiblen EQ-Einstellungen direkt zupacken – wir haben hier ordentlich an den Reglern gedreht, um zu sehen, was möglich ist, und waren absolut begeistert. Bass-Drops, wie sie bei modernem Metal zum Standard gehören, kommen mit einer Präzision und Kraft, die man sonst nur von deutlich teureren Systemen kennt.
Wie bereits erwähnt, empfanden wir die werkseitige Einpeglung der Atmos-Lautsprecher als etwas zu zurückhaltend und haben hier nachgeholfen. Leider kann man nicht einzelne Kanäle isoliert testen, wie es bei manchen Konkurrenzprodukten möglich ist – das wäre für analytisches Hören hilfreich, ist für den Normalanwender aber kein Dealbreaker.
Surround und 3D-Sound: Kinoreife Performance
Die AVX 17 erzeugt eine beeindruckend homogene Surround-Atmosphäre mit hervorragender räumlicher Abbildung. Die Kanaltrennung ist präzise, ohne ungewollte Überblendungen. Was mir besonders gefällt: Die Vorstufe spielt ungeschönt und offenbart dadurch auch Schwächen in der Abmischung – ein Zeichen für ihre natürliche Wiedergabe.
Bei der 3D-Sound-Wiedergabe überzeugt die AVX 17 durch Präzision und Homogenität. Die Deckenlautsprecher werden exakt angesteuert und in ein stimmiges Gesamtbild integriert. Das einzige “Problem”: Die meisten Film-Tonspuren schöpfen die Möglichkeiten der Hardware noch nicht voll aus. Hier sind eher die Filmstudios gefordert, bessere Atmos-Mischungen zu liefern.
Vinyl: Auch analog macht der AVX 17 eine gute Figur
Wir haben unseren Plattenspieler mit einer Graham Slee GramAmp 2 SE Phono-Vorstufe an die AVX 17 angeschlossen. Natürlich wandelt die Vorstufe das analoge Signal zunächst in ein digitales um – anders wären DSP und Lautstärkeregelung nicht möglich. Dennoch ist der Klangunterschied zur komplett analogen Kette erstaunlich gering.
Der große Vorteil: Unsere auf den Raum optimierten EQs gleichen vorhandene akustische Schwächen perfekt aus. Hier zeigt sich wieder die Stärke des IOTAVX-Ansatzes: Lieber eine exzellente Hardware-Basis mit manuellen Anpassungsmöglichkeiten als Automatik-Features, die am Ende nicht das Optimum herausholen.
DAC/Streamer: Neutral wie ein Schweizer Notar
Da die AVX 17 selbst keine Streaming-Funktionen bietet, haben wir diverse externe Streamer und DACs angeschlossen (WiiM, Eversolo, Burson, Shanling etc.). Auch hier bestätigt sich die neutrale Arbeitsweise der Vorstufe: Obwohl sie intern die Signale digital wandelt, setzt sie keine eigene klangliche Note drauf. Die charakteristischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Quellgeräten bleiben erhalten.
Gaming: Solide Performance mit kleinem Wermutstropfen
Natürlich haben wir auch mit der AVX 17 gezockt – sowohl am PC als auch an diversen Konsolen. Die Performance ist durchweg überzeugend, mit einem kleinen Wermutstropfen: Aufgrund des HDMI 2.0b Standards sind keine 120Hz-Signale möglich. Wenn euch das wichtig ist, solltet ihr die entsprechenden Quellgeräte direkt an den Fernseher anschließen und den Ton via ARC zur AVX 17 leiten.
Ist die AVX 17 eine echte Alternative zu anderen Herstellern?
Die AVX 17 ist definitiv ein eigensinniges Produkt, das sich mehr an Enthusiasten als an Einsteiger richtet. Dennoch könnte sie ein idealer Einstieg in die High-End-Welt sein – wie das erste Death-Metal-Album, das euch die Tür zu einer völlig neuen Klangwelt öffnet. Anfangs vielleicht einschüchternd, aber mit wachsender Erfahrung immer faszinierender.
Im Vergleich zur Konkurrenz steht die AVX 17 hervorragend da:
- Denon bietet keine reinen Vorstufen an. Der AVR-X6800H für ca. 2400€ kommt mit 11 Endstufen und der Möglichkeit, über eine separate Stereoendstufe auf 13 Kanäle zu erweitern. Hier bekommt man zwar Streaming-Funktionen via HEOS dazu, aber qualitativ kann diese All-in-One-Lösung mit einem IOTAVX AVX 17 + AVXP1 Paket nicht mithalten.
- Marantz hat zwar eine dedizierte AV-Vorstufe im Programm, diese kostet jedoch stolze 7000€. Bei IOTAVX bekommt ihr ein komplettes Set mit zwei AVXP1 Endstufen für ca. 4200€.
- Der Denon AVC-A10H rangiert bei 4600€ und dürfte kaum den Dynamikumfang des IOTAVX-Sets erreichen.
Erst deutlich teurere Geräte von StormAudio oder Trinnov bieten ähnliche PEQ-Funktionen plus zusätzliche Features wie Bass-Management oder Active-Room-Treatment – allerdings zum 3- bis 5‑fachen Preis. Hier ist IOTAVX wie ein aufstrebendes Underground-Label, das die großen Plattenkonzerne in Sachen Preis-Leistung alt aussehen lässt.

“Aber Streaming ist mir wichtig!” – Die Lösung
Mit dem gesparten Budget könnt ihr locker in einen hochwertigen externen Streamer investieren. Empfehlenswert sind der WiiM Pro Plus oder WiiM Ultra für den kleineren Geldbeutel, oder der Eversolo DMP-A6 (Master Edition) als anspruchsvollere Lösung. Wir haben alle diese Geräte bereits mit der AVX 17 getestet – sie harmonieren hervorragend!
“Aber 8K ist doch die Zukunft?” – Nein, ist es nicht
Ehrlich gesagt: aktuell braucht kein Mensch 8K. Die meisten Hersteller nehmen ihre 8K-Geräte bereits wieder aus dem Sortiment, weil der Markt schlicht nicht da ist. Selbst 4K hat es noch nicht überall geschafft, und im Heimbereich wird 8K entweder noch Jahre brauchen oder sich gar nicht durchsetzen.
Bei typischen Betrachtungsabständen und Bildschirmgrößen im Heimkino ist der Unterschied zwischen 4K und 8K kaum wahrnehmbar – ähnlich wie der Unterschied zwischen einem gut gemasterten MP3 und einer High-Res-Datei auf einem Durchschnitts-System. (Denkt dran der AVX 17 ist nicht durchschnitt und hier bekommt ihr die Unterschiede direkt auf dem Präsentierteller)
Auch im Gaming-Bereich kämpfen aktuelle Grafikkarten noch damit, stabile Frameraten bei 4K mit allen Details und Raytracing zu liefern. Selbst Sony hat das 8K-Logo von der PlayStation 5 entfernt, da sie nicht an die kurzfristige Marktrelevanz glauben.
Fazit: Audiophiler Purismus für Enthusiasten
Die IOTAVX AVX 17 ist ein Gerät mit klarem Fokus: kompromisslose Klangqualität ohne überflüssigen Schnickschnack. Sie richtet sich an Audio-Enthusiasten, die bereit sind, sich mit der Materie auseinanderzusetzen und das letzte Quäntchen Performance aus ihrem Heimkino-Setup herauszukitzeln – vergleichbar mit dem Unterschied zwischen einem normalen Fan und einem echten Metalhead, der jede Note seines Lieblingsalbums kennt.
Mit ihrer erstklassigen Verarbeitung, den umfangreichen Anschlussmöglichkeiten und dem neutralen, detailreichen Klangbild überzeugt die AVX 17 auf ganzer Linie. Besonders beeindruckend ist der flexible parametrische EQ, der eine präzise Anpassung an den eigenen Raum und Geschmack ermöglicht.
Die Vorstufe ist kein Plug-and-Play-Gerät für Einsteiger, sondern eine audiophile Sandbox für Tüftler und Klangperfektionisten. Wer bereit ist, Zeit und Mühe in die Einrichtung zu investieren, wird mit einem Klangerlebnis belohnt, das deutlich teurere Geräte in den Schatten stellt.
Im Zusammenspiel mit den passenden AVXP1 Endstufen entsteht ein Heimkino-Setup, das in Sachen Preis-Leistung seinesgleichen sucht. Für Metal-Fans, Horrorfans und Filmliebhaber, die Wert auf ungefärbte, kraftvolle Wiedergabe legen, ist das IOTAVX-System eine echte Offenbarung – wie der erste Besuch auf einem Konzert in der ersten Reihe, wenn die Basswellen direkt durch den Körper gehen.
* Die Wertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
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