Ein persönlicher Erfahrungsbericht über mehr als drei Jahrzehnte Klangsucht, analog bis digital und wieder zurück – und warum die Kabelwelt doch die beste ist.
Die analogen Anfänge: Walkman, Discman & MiniDisc
Kopfhörer begleiten mich schon seit meiner Kindheit. Wie viele Kinder der 90er startete ich mit einem klassischen Walkman und den obligatorischen, dünnen Bügelkopfhörern, die damals zum Standard-Equipment gehörten. Meine akustische Welt bestand hauptsächlich aus Kassetten mit Radioaufnahmen und geschenkten Hörspielen — der absolute Luxus für einen Musikfan im Taschenformat!1
Mit dem Siegeszug der CD kam der Quantensprung in Form eines Panasonic SL‑S 320, den mir meine Eltern zu Weihnachten schenkten. Die mitgelieferten Earbuds mit der Kabelfernbedienung waren für damalige Verhältnisse der absolute Hit. Diesen CD-Player habe ich überallhin mitgeschleppt — und erstaunlicherweise überlebten die Kopfhörer dabei länger als erwartet.
Dann kam die MiniDisc-Ära — und was für ein Game-Changer das war! Nach endlosem Betteln bei meinen Eltern wurde ich stolzer Besitzer eines Sharp MD-MS701H Mini Disk Recorders. Das Ding war einfach sexy! Man konnte seine eigene Musik “aufnehmen” — meist von ausgeliehenen CDs — und das in einer Qualität, die deutlich besser war als die der Kassetten. Ich habe eine Disk nach der anderen befüllt und das Teil wie einen Schatz überallhin getragen. Natürlich hatte das Aluminium-Gehäuse seine Schwachstellen — irgendwann verbog sich der Diskeinschub, was man dann händisch zurückbiegen musste. Auch das Display der Kabelfernbedienung zeigte mit der Zeit Verschleißerscheinungen.
Die digitale Revolution: MP3-Player & iPod Classic
Mit dem Skateboarden begann mein Player dann zu leiden. Gleichzeitig hielten MP3s Einzug in mein Leben, und dank Zugriff auf einen Brenner grub ich meinen Discman wieder aus. Dieser musste jedoch bald einem der ersten rudimentären MP3-Player weichen — mit sagenhaften 128MB Speicher (ja, Megabyte, kein Tippfehler!). Zum Glück hatte ich inzwischen einen gut bezahlten Nebenjob, sodass ich mir einen iriver SlimX iMP-550 leisten konnte. Mein Skate-Bag war entsprechend ausgestattet: ein praktischer CD-Halter, in dem die Silberlinge ohne Hülle ihren Platz fanden. Die Scheiben sahen nach einer Weile zwar aus, als hätten sie den dritten Weltkrieg überlebt, aber so war das damals eben.
In dieser Zeit ging ich durch zahllose Ear-Buds. Die günstigen zerbrachen schnell, aber selbst die teuren fielen entweder beim Skaten runter und landeten unter den Rollen, oder die extrem dünnen Stiele brachen aus heiterem Himmel. Es war wie ein Fluch – kaum hatte man gute Kopfhörer, zerstörte sie der Audio-Gott persönlich.
Trotz aller technischen Herausforderungen war Musik für mich allgegenwärtig. Ich kaufte CD um CD und schleppte sie überall mit hin. Heute sehen sie entsprechend mitgenommen aus — authentische Kampfspuren eines intensiven Musiklebens.
Der nächste Meilenstein war ein iPod Classic mit 80GB — ein absolutes Traumgerät! Mit einer Teufel Dockingstation zu Hause und einem JBL Portable-Speaker beim Skaten war ich komplett ausgestattet. Der iPod diente mir sogar als Wecker im Studium, bis die Dockingstation irgendwann den Geist aufgab. Zwischenzeitlich leisteten meine Koss Plugs treue Dienste, wechselten dann aber zum iPhone, das ich seit dem 3G-Modell etwa alle zwei Jahre aktualisiert habe.
Gaming & Streaming: Neue Hörwelten erschließen sich
Parallel zum mobilen Musikgenuss war PC-Gaming ein großes Thema, und auch hier wurden etliche “billige” Kopfhörer durchgenudelt, bis irgendwann Speedlink Medusas in meinem Setup landeten. Mein digitales Musikleben wanderte von iTunes zu Spotify, sobald der Dienst in Deutschland verfügbar wurde. Mit dem praktischen Telekom-Deal, bei dem der Spotify-Traffic nicht auf das monatliche Volumen angerechnet wurde, explodierte mein Musikkonsum förmlich. Plötzlich war jeder Tag ein Festival – nur eben ohne die schlammverkrusteten Schuhe und überteuerten Getränke.
Zunächst blieb ich den kabelgebundenen Over-Ears treu, wechselte dann aber zu Bose QC25 und später QC35. Die QC25 haben irgendwann kapituliert, während die QC35 noch immer auf dem Schreibtisch meiner Frau ihren Dienst tun – ein Beweis dafür, dass Qualität sich durchsetzt, selbst wenn der audiophile Snob in mir mittlerweile die Nase rümpft.
Der Arbeitskopfhörer: Konzentration & Meetings
Bei der konzentrierten Arbeit am Bildschirm entdeckte ich die unglaubliche Kraft der Musik als Fokushelfer. Sie ließ mich in einen Tunnel eintauchen, in dem alles um mich herum verschwand. Ich wurde eins mit der Musik, meinen Gedanken und der Arbeit. Zeit und Raum lösten sich auf, während ich eine Lösung nach der anderen entwickelte. Diese Flow-Zustände sind für mich mittlerweile essenziell – sie machen den Unterschied zwischen einem produktiven Tag und einem, an dem ich mich wie ein Hamster im Rad fühle.
Mit jedem Arbeitgeberwechsel nahm die Zahl der Meetings zu, was sich immer weiter zuspitzte und mich zunehmend einengte. Die Meetings fühlten sich an wie im Aquarium — geschlossene Kopfhörer mit Noise-Cancelling, schlecht belüftet, heiße Ohren und Schweiß. Ich lief schier Amok unter diesen Klanghauben, sodass eine Alternative her musste. Die Vorstellung, täglich acht Stunden mit diesen Ohrensaunen zu verbringen, war so verlockend wie eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung.
Nach intensiver Recherche und Überlegungen zum Budget entschied ich mich für die Beyerdynamic DT1990 Pro — ein offener Kopfhörer, der meinen Musikgenuss auf ein neues Level heben sollte. Es war Liebe auf den ersten Klang!
Die audiophile Wende: Offene Kopfhörer verändern alles
Die DT 1990 Pro sind seit sechs Jahren meine treuen Begleiter, und ich trage sie nach wie vor mit Begeisterung. Meetings sind mit ihnen ein völlig neues Erlebnis: Ich höre meine eigene Stimme beim Sprechen, was die Kommunikation unglaublich angenehm macht. Sie werden zwar warm am Kopf, aber verglichen mit den Bose-Kopfhörern ist das ein Kinderspiel. Klanglich bewegen wir uns hier in einem ganz anderen Universum – das wäre, als würde man einen Trabant mit einem Porsche vergleichen.
Natürlich musste dann auch ein passender DAC her. Mit dem ifi Hip Dac fand ich einen teilweise mobilen Begleiter. Ehrlich gesagt habe ich ihn dann doch selten unterwegs genutzt, was die Anschaffung aus dieser Perspektive vielleicht nicht optimal erscheinen lässt. Klanglich war es jedoch ein Volltreffer, und das zählte am Ende.
Für jemanden, der mehrere tausend Stunden pro Jahr mit Kopfhörern verbringt, hatte ich bis dahin erstaunlich wenig experimentiert. Nicht aus Abneigung — mir fehlte einfach der zündende Funke. Womöglich war ich auch unbewusst besorgt, dass ein tieferer Einstieg in die Audiophilie mein Bankkonto in ähnlicher Weise ruinieren würde wie meine Plattensammlung. Spoiler: Diese Befürchtung war absolut berechtigt.
Neue Horizonte: Hifiman Arya Stealth & Die Lehmann Audio Entdeckung
Im letzten Sommer packte mich kurzzeitig das Verlangen, etwas Neues auszuprobieren. Ich besorgte einen Hifiman Arya Stealth, über den ich im Netz viel Gutes gelesen hatte. Ich wollte ihn testen und darüber schreiben, was ich leider schuldig geblieben bin. Klanglich war der Kopfhörer beeindruckend, aber der Tragekomfort ließ zu wünschen übrig. Die ovalen Ohrmuscheln drückten auf meine Kieferknochen und störten beim Sprechen in Meetings – ein eigenartiges Gefühl, das mich letztlich wieder zum Bewährten zurückkehren ließ. Es war, als würde ich versuchen, mit einem Ferrari einkaufen zu fahren – beeindruckend, aber unpraktisch.
Dann kam ein schicksalhaftes Telefonat mit Norbert Lehmann. Eigentlich rief ich an, um seine Gerätefüße zu testen, und plötzlich standen zwei Lehmann Audio Kopfhörerverstärker bei mir. Klingt wie ein erfolgreiches Verkaufsgespräch, war es aber nicht! Norbert fragte irgendwann nach meinem Beruf, und ich erzählte, dass ich den ganzen Tag mit Kopfhörern vor dem Bildschirm sitze, Musik höre oder in Meetings bin.
Sofort war er Feuer und Flamme und berichtete von seinen Linear und Linear II Kopfhörerverstärkern. Wie er blindlings einen Test gewann, ohne selbst davon zu wissen, oder sich Studios bei ihm meldeten, weil seine Linear-Serie hervorragende Arbeit leistet. Wie Sennheiser diese Verstärker zur Präsentation neuer Kopfhörer nutzt. Norbert gab mir umfangreiches Material zu seinen Verstärkern mit, aus dem ich seitenweise zitieren könnte. Diese Geschichten sind aber aus seinem Mund wahrscheinlich noch viel spannender – der Mann spricht über Audio-Equipment mit der gleichen Leidenschaft, mit der andere über ihre Fußballmannschaft reden.
Da er selbst auf HiFi-Veranstaltungen ausstellt, wird er dort sicherlich das ein oder andere über seine Geräte erzählen — vielleicht sogar die Geschichte, die ich hier gerade zusammenschreibe.
Das ultimative Setup: Tiefeintauchen in die Kopfhörerverstärker-Welt
Aufhänger meines Interesses war Norberts Aussage, dass viele seiner Profi-Kunden berichten, sie seien nach einem Arbeitstag viel entspannter oder könnten längere Mix-Sessions absolvieren, seitdem sie Lehmann Audio’s Linear Kopfhörerverstärker nutzen.
Also ran an den Speck! Ich habe den Linear etwa zwei Wochen intensiv genutzt, was in meinem Fall etwa 120 Stunden entspricht. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich in neue Themen mit Haut und Haaren stürze, bis ins kleinste Detail eintauche und alles ausprobiere, was in Reichweite ist. Wenn ich ein Thema anfasse, dann richtig – Halbgares gibt’s nicht.
Gesagt, getan: Weitere DACs mussten her! Mein ifi HipDac war ein Anfang, aber nicht genug. Schnell gesellten sich der Fosi Audio K7 und ZD3 dazu – beide absolute Preis-Leistungs-Kracher, wie wir bereits in unserem K7-Test festgestellt haben. Außerdem hatte ich bereits den Shanling M5 Ultra, der ebenfalls hervorragend als DAC funktioniert. Zum krönenden Abschluss experimentierte ich mit einem Burson Audio Playmate 3 Deluxe und verschiedenen OpAmps. Der Vorteil: Einige dieser Geräte haben eigene Verstärkung, wodurch ich sie direkt gegen den Linear testen konnte.
Selbstverständlich schleppte ich den Linear (und später den Linear II) auch ins Wohnzimmer, schloss ihn an den Plattenspieler an und testete ihn mit dem WiiM Ultra und dem Eversolo DMP-A6 Master Edition. Ein wahrhaft umfangreiches Zuspieler-Setup! Meine Frau beäugte das wachsende Equipment-Arsenal zunächst mit Skepsis, ließ sich aber schnell von den klanglichen Unterschieden überzeugen – ein klassischer “Aha”-Moment, der jeden Audiophilen mit Stolz erfüllt.
Bei den Kopfhörern startete ich mit meinen bewährten DT 1990 Pro und rüstete später auf einen Audeze LCD‑X auf. Ich überlegte, noch weitere Kopfhörer hinzuzuziehen, aber irgendwann sprengt das alle Grenzen. Nach mittlerweile über 400 Stunden mit dem Audeze denke ich, ein gutes Gefühl dafür entwickelt zu haben, was wie, wo und wann am besten funktioniert.


Mein Schreibtisch glich zeitweise einem Schlachtfeld mit Kabelsalat, das selbst hartgesottene IT-Systemadministratoren zum Weinen gebracht hätte. Nach und nach verbannte ich jedoch Geräte, die ich ausgiebig getestet hatte, und sitze nun beim Schreiben nur noch mit dem Burson Audio Playmate 3 Deluxe, dem Audeze LCD‑X und dem Lehmann Linear II hier. Wahrscheinlich, weil ich diese Schätze bald wieder abgeben muss und den Klang noch ein wenig zelebrieren möchte – wie ein letztes opulentes Mahl vor einer Diät.
Als Verbindungskabel nutze ich die Sommer Cable Epilogue. Hier muss ich mir wirklich ein zweites Paar zulegen, denn das ständige Umstöpseln nervt gewaltig – besonders weil die Stecker so verdammt stramm sitzen. Ein Kabelwechsel fühlt sich jedes Mal an, als würde man einen eingeklemmten Zahn ziehen.
Ausblick: Die Reise geht weiter
Ich denke, ich bleibe an diesem Thema dran. Das Schöne ist, dass ich diese Tests relativ einfach während der Arbeit durchführen kann und quasi ständig daran arbeiten kann – einer der wenigen Vorteile, wenn man den ganzen Tag vor dem Rechner sitzt.
Aktuell liegt hier noch der Douk Audio K5, den ich gelegentlich höre. Ich bin der Meinung, dass man nicht nur hochpreisige DACs testen sollte, sondern sich breit aufstellen muss. Es gibt immer wieder Perlen, die aus der Masse herausstechen, und ich möchte auch gerne Produkte empfehlen, die nicht unbedingt eine Niere und Leber kosten. Schließlich sollte guter Sound nicht ausschließlich denjenigen vorbehalten sein, die einen Kleinwagen dafür opfern können.
Es liegt mir am Herzen, auch jüngeren Menschen den Weg zu gutem HiFi zu zeigen. Ich denke, dass diese trotz Spotify und Co. durchaus bereit sind, sich dem Thema zu öffnen – nur eben auf ihre eigene Art und Weise. Denn letztendlich geht es nicht darum, wer das teuerste Equipment hat, sondern wer die tiefste Verbindung zur Musik aufbauen kann – und manchmal ist der Weg dorthin eben ein besserer Kopfhörer oder ein feiner Verstärker.
Derzeit warten wir noch auf den Fosi Audio i5 (wir berichteten), für den gerade die Kickstarter-Kampagne gestartet ist. Außerdem sind wir mit Hifiman im Gespräch, und auch hier wird in Zukunft etwas kommen. Mit Audeze wird es nach der HIGH END 2025 in die nächste Runde gehen – ich bin bereits jetzt gespannt wie ein Flitzebogen, was die nächste Qualitätsstufe zu bieten hat.
Unsere Bestrebungen unterstreichen wir mit unserer Akkreditierung für die HIGH END 2025, an der wir als Presse-Partner teilnehmen werden. Mal sehen, was wir dort alles erleben! Ich werde sicherlich mit brennenden Ohren zurückkehren – aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Man darf also gespannt sein, und ich hoffe, mit meinen Interessen auch eure zu treffen, um dann interessante Beiträge zu schreiben. Denn eines ist klar: Die Reise in die audiophile Welt ist ein Marathon, kein Sprint – und wir haben gerade erst begonnen, warm zu laufen.
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