Viborg High-End Netzkabel Eigenbau — Anleitung zum Nachmachen

Bis­her habe ich echt noch nix hier ver­öf­fent­licht, was Do-It-Yours­elf bzw. Mar­ke Eigen­bau ist. Dabei ist das sicher­lich in der HiFi- und Heim­ki­no­sze­ne gang und gäbe. Von einen HiFi-Rack über dem ein oder ande­ren Absorber/Diffusor bis zur kom­ple­ten Heim­ki­no­höh­le in einem eige­nen Raum. Gebaut und ver­bes­sert wird an allen Ecken und Enden.

Netzkabel

War­um nun ein Netz­ka­bel? Naja, weil sich die Gele­gen­heit ein­fach erge­ben hat. Ursprüng­lich habe ich erst­mal Bana­nen-Ste­cker gesucht. Ernüch­tert von unse­ren hier in unse­rem Raum, woll­te ich mir mal “hoch­wer­ti­ge” Pen­dants anse­hen. Schnell bin ich auf den Her­stel­ler Viborg gekom­men, wel­cher zwar eine gewis­se Ver­brei­tung hat, aber nicht zu den Platz­hir­schen gehört. Nach einem net­ten Gespräch und ein wenig War­te­zeit hielt ich nicht nur Bana­nen­ste­cker son­dern auch ein Netz­ka­bel in den Händen.

Abgrenzung

Mei­ne Anlei­tung wur­de durch Viborg mit dem Netz­ka­bel unter­stützt. Was ich da raus mache, wie sehr ich den Her­stel­ler hier prä­sen­tie­re oder auch nicht, obliegt mir ganz allei­ne. Ich schrei­be hier mei­ne eige­ne Mei­nung und tue einen Teu­fel mich steu­ern zu las­sen. Wer blu­mi­ge Wor­te und Umschrei­bun­gen zu gewis­sen Eigen­schaf­ten von High-End Equip­ment sucht, ist hier lei­der falsch, und soll­te sich bei der ein­schlä­gi­gen Fach­pres­se umse­hen. Ich bin mit mei­nem Con­tent nicht auf Her­stel­ler, Ver­trie­be oder sons­ti­gem ange­wie­sen und wer­de von ihnen bezahlt. Die­ser Blog ist pures Hob­by und eigen­fi­nan­ziert, weder durch Wer­bung noch sonst was. (mal abge­se­hen von Affi­lia­te, das ich vor lan­ger Zeit mal aus­pro­biert habe. Wird es so nicht mehr geben. Erstmal.)

Sehr­wohl gehe ich Part­ner­schaf­ten ein um an Mate­ri­al zum Schrei­ben zu kom­men. Die­se Pro­duk­te bekom­men von mir die Büh­ne gebo­ten, müs­sen aber auch dann mei­ner Kri­tik stand­hal­ten. Meist sind dies Leih­ga­ben und ich gebe die­se wie­der zurück. Im Fal­le des Kabels, wel­ches ich jetzt und hier kon­fek­tio­nie­re, den­ke ich mal das Viborg das nicht zurück möchte.

Zwischen Voodoo und Realität

Ich den­ke auch das muss ich hier deut­lich schrei­ben. Ich ste­he nicht auf HiFi-Voo­doo oder ‑Eso­te­rik. Ich ver­su­che hier immer alles kor­rekt wie­der­zu­ge­ben. Falls ich mich mal ver­tu­en soll­te: ein­fach Bescheid geben. Zum The­ma Netz­ka­bel mal ein wenig Drum­her­um. Unser Strom­netz führt auf dem Papier 230 Volt Wech­sel­strom bei 50Hz. Das obliegt tages­ab­hän­gin­gen Schwan­kun­gen, was aber in der Regel den meis­ten elek­tri­schen Ver­brau­chern nichts anha­ben kann. Der PC läuft ein­fach wei­ter, das Licht leu­tet eben­falls und das Han­dy wird durch­ge­hend gela­den. Wo aber Strom fließt, genau­er­ge­sagt sich Elek­tro­nen bewe­gen ent­steht auch ein Magnet­feld. Die­ses ist in der Lage induk­tiv Strö­me in ande­re Kabel zu über­tra­gen. Ein wenig so wie das kabel­lo­se Laden beim Han­dy. Mit dem Unter­schied das es beim induk­ti­ven Laden gewollt ist und des­halb ein viel­fa­ches Ver­stärkt wurde.

Die indu­zier­ten Strö­me bei Hifi-Anla­gen durch Netz­ka­bel sind äußerst gering, als dass die meis­ten mit nor­ma­len “Bei­pack-Kabeln” bis­her kaum bzw. kei­ne Pro­ble­me haben. Des­wei­te­ren sind die Stre­cken an denen sich die Kabel einen Weg mit einem ande­ren Kabel tei­len, im Hifi-Bereich gering. D.h. das dort Span­nung indu­ziert wird ist zwar mög­lich, aber wird gering ausfallen. 

Die blaue oder rote Pille?

Wie bereits gesagt: mit gerin­ger indu­zier­ter Span­nung mei­ne ich wirk­lich gering. Aber! Da gera­de im ana­lo­gen Hifi-Bereich viel mit Ver­stär­kung von Signa­len pas­siert und hier Laut­stär­ke-Ver­stär­kun­gen von bis zu 60 Dezi­bel vom Ton­ab­neh­mer zur End­stu­fe und dann dort wider­um die Laut­stär­ke auf das Hör-Niveau ange­ho­ben wird, sind gerin­ge indu­zier­te Span­nun­gen, je nach Stär­ke hör­bar. Oder beein­flus­sen even­tu­ell auch den Klang. Bei Netz­span­nung könn­te das dann in einem 50Hz Brum­men enden.

Ablö­se kön­nen da auf jeden­fall geschirm­te Kabel brin­gen, da die­se gene­rell resis­ten­ter gegen indu­zier­te Span­nun­gen sind. Bei Cinch-Kabeln eigent­lich ein Must-Have, bei Netz­ka­beln nicht gewöhn­lich, aber genau das woll­te ich hier ausprobieren.

Sicherheit

Wir fum­meln hier an Netz­ka­beln mit 230 Volt rum. Das impli­ziert immer, dass man Respekt davor hat und ordent­lich arbei­tet. Wer sich sol­che Arbei­ten nicht zutraut, soll­te sie auch bes­ser las­sen. Vom Prin­zip ist dies kein Hexen­werk, aber bit­te nehmt das The­ma ernst. Danke.

Einleitung

Genug gela­bert. Lasst mal so nen Kabel bau­en. Gebas­telt wird hier von Viborg das VP1501. Als Ste­cker ver­ar­bei­ten wir die von uns schnell dazu beschaff­ten VE503R und VF503R eben­falls von Viborg. Hier­bei han­delt es sich um ein 16 Lei­ter, ein­zel­ad­rig ver­drill­ten Kabel­auf­bau. Das bedeu­tet, wir haben hier jeweils 6x 0.5813mm² (19.5AWG) pro Lei­ter was einen Gesamt­quer­schnitt von 3.6mm² bringt, jeweils für Außen­lei­ter (L) und Neu­t­ral­lei­ter (N). Beim Schutz­lei­ter (PE) sind es dann 4x 0.5813mm² (19.5AWG), was dann 2.3mm² ergibt. Wie man schön in die­sem Bild sieht sind die Schutz­lei­ter noch ein­mal mit einer Umman­te­lung ausgestattet.

Wei­ter­hin besitzt das Kabel eine 100% gefloch­te­ne Kup­fer­schir­mung und ein Polyester/Baumwoll Slee­ve. Bei der Lei­ter­um­man­te­lung han­delt es sich um Tef­lon und beim Kup­fer um die Rein­heits­klas­se 4N (99,998%).

Vorbereitung

Zuerst sol­le man sich ein wenig Werk­zeug bereit legen. Cut­ter­mes­ser, Kreuz­schlitz­schrau­ben­dre­her, Iso­lier­band, Sei­ten­schnei­der, Magnet­scha­le wenn vor­han­den, Kabel­ent­mant­ler und Kabel­bin­der. Im Nach­hin­ein hat sich noch her­aus­ge­stellt, dass ein Schrumpf­schlauch auch prak­tisch ist.

Stecker zerlegen

Zu aller­erst soll­te man die Ste­cker aus­ein­an­der schrau­ben, um ein wenig Gefühl für die zu ver­abei­ten­den Ste­cker zu bekom­men. Was gleich auf­fällt ist, dass die Ste­cker extrem hoch­wer­tig ver­ar­bei­tet sind. Nach dem aus­ein­an­der­schrau­ben stellt man fest, dass der Netz­ste­cker noch wei­ter zer­legt wer­den muss, um an die zwei­te Maden­schrau­be im Gehäu­se zu kom­men. Das alles soll­te dich nicht vor all­zu­gro­ße Her­raus­for­de­run­gen stel­len. Durch die gute Ver­ar­bei­tung geht das alles leicht von der Hand. Bei der Klem­me in dem Hin­ter­teil des Ste­ckers habe ich den klein­sen Adap­ter ent­fernt, da das Kabel mit 16mm schon eini­ges an Dicke hat. Jetzt schnell noch das hin­te­re Gehäu­se vom Netz­ste­cker auf das Kabel­en­de schie­ben und man ist rea­dy 2 go!

Kabel entmanteln

Jetzt wird es ein wenig kniff­li­ger. Zu aller erst habe ich den Stofffman­tel, wel­cher freund­li­cher­wei­se an einer Sei­te schon mit Iso­lier­band fixiert war, frisch gespannt. Kurz vor dem Ende dann straff nen Kabel­bin­der (ca. 8cm) dran. Da wir den Man­tel bei ca. 4,5cm ent­fer­nen und ver­hin­dern wol­len, dass und der Slee­ve ver­franst, fixie­ren wir die­sen mit Iso­lier­band. Danach mit dem Cut­ter-Mes­ser, hier emp­fiehlt sich eine fri­sche Klin­ge, zuerst den Slee­ve und danach den ers­ten Man­tel bis zum Kup­fer­ge­flecht ent­fer­nen. Hier wirk­lich auf­pas­sen dass man sich den Kup­fer­schirm nicht aus­ver­se­hen entfernt.

Den Kup­fer­schirm habe ich anschlie­ßend ein wenig ent­floch­ten und auf eine Sei­te des Kabels gebracht, zusam­men gedreht und so erst­mal aus dem Weg. Danach wie­der vor­sich­tig mit dem Cut­ter-Mes­ser den dar­un­ter lie­gen­den Man­tel ent­fer­nen und die roten sowie schwar­zen Lei­ter kom­men zum Vor­schein. Die­se sor­tiert vor­sich­tig zur Sei­te bie­gen und den letz­ten Man­tel um die gel­ben Lei­ter entfernen.

Leiter entmanteln

Jetzt kommt wohl der kniff­li­ge Teil. Die Lei­ter nun vor­sich­tig ent­man­teln. Hier habe ich den Kabel­ent­mant­ler benutzt und jeweils ca. 2,5cm des Lei­ters ent­man­telt. Vor­her hat­te ich an den Netz­ste­cker­bau­tei­len getes­tet wie weit das Kabel ca. hin­ein geht wenn man bei­de Maden­schrau­ben gelöst hat.

Stecker zusammenbauen

Danach habe ich die Schir­mung mit einem Schrumpf­schlauch ver­se­hen und eben­falls ca. 2,5 cm frei gelas­sen. Den­ke das ist mehr oder min­der optio­nal. Idee war ein­fach, falls ich doch irgend­wie die Iso­lie­rung eines ande­ren Lei­ters ange­ritzt habe und die­ser kommt an den Schirm, dass ich dort kei­ne Last/Kurzschluss bekom­me. Nun habe ich zuerst die Kabel durch die trans­pa­ren­te Abde­ckung geschoben. 

Danach die Ste­cker­tei­le auf die Lit­zen und in den trans­pa­ren­ten Teil des Ste­ckers geführt. Die Maden­schrau­be, die sich nach­her in dem Ste­cker ver­bin­det fest­ge­zo­gen und vor­der­nen Ste­cker­teil auf­ge­steckt. Die lan­gen Schrau­ben wie­der so rein gedreht, dass die Tei­le eine Ein­heit bil­den und danach die hin­te­ren Maden­schrau­ben ange­zo­gen. Vor­sich­tig am Kabel gezo­gen um die Fes­tig­keit der Adern und Lei­tun­gen im Ste­cker zu über­prü­fen. Danach Hin­ter­teil des Ste­ckers auf­schie­ben, von Vor­ne die Schrau­ben befes­ti­gen und danach das Kabel leicht von hin­ten in den Ste­cker drü­cken. Seit­li­che Schrau­ben der Zug­ent­las­tung fest­zie­hen und eine Sei­te ist fertig!

Auf der ande­ren Sei­te gehen wir gleich vor, Rück­teil des Ste­cker­ge­häu­ses auf das Kabel schie­ben, ggf Slee­ve span­nen und mit Kabel­bin­der fixie­ren. Iso­la­ti­ons­band neh­men ca. 4,5 cm vom Kabel­en­de und abiso­lie­ren. Slee­ve, Man­tel und WICHTIG: Schir­mung eben­falls vor­sich­tig enfer­nen. Die Schir­mung legen wir nur auf einer Sei­te auf die Ste­cker auf und ich habe mich hier für die Dosen­sei­te und nicht Gerä­te­sei­te ent­schie­den. Lei­ter wie­der ca. 2,5mm abiso­lie­ren und in den vor­de­ren Teil des Ste­ckers ein­füh­ren. Ich habe mich hier bewusst gegen Ade­rend­hül­sen oder Kabel­schu­he ent­schie­den und die Lei­ter gleich­mä­ßig rechts und links von der Fixier­schrau­be ver­teilt. Rück­teil des Ste­ckers wie beim Ers­ten auf den Vor­der­teil schrau­ben, Zug­ent­las­tung anzie­hen und fer­tig ist das wun­der­schö­ne Kabel.

Fertigstellung

Nach­dem das Kabel fer­tig vor mir lag und der Abschnitt ent­sorgt wur­de, habe ich zur Sicher­heit noch mein Mul­ti­me­ter her­aus­ge­holt. Hier haben ich den Wider­stand der jewei­li­gen Adern zuein­an­der gemes­sen um fest­zu­stel­len ob zufäl­li­ger­wei­se irgend etwas schief gelau­fen ist und danach habe ich noch den Wider­stand der durch­ge­hen­den Lei­tung getes­tet um zu vali­die­ren dass die­ser Null beträgt und damit alles kor­rekt ange­schlos­sen wur­de. Die Funk­ti­ons­über­prü­fung habe ich eben­falls mit ein­ge­steck­tem Kabel und Mul­ti­me­ter durch­ge­führt, ohne Verbraucher.

Letzter Test

Tja, wie soll man das anders machen als das Kabel an einen Ver­brau­cher zu schlie­ßen? Hier habe ich unse­re Ever­so­lo benutzt, da man hier das Kabel wahr­haf­tig sehen kann und das gleich eine Ecke edler aus­sieht. Aber über­zeugt euch da ger­ne selbst! Wenn mich jetzt jemand fragt ob ich einen Unter­schied höre? Hm. Soll­te ich? Viel­leicht habe ich Glück das das Equip­ment hier gut ange­schlos­sen ist und es kei­nen Unter­schied macht? Viel­leicht ist das Gear hier auch ein­fach nicht Hoch­wer­tig genug um wirk­lich den Unter­schied aufzuzeigen.

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