Das ist ja eigentlich das schönste an einem Blog: Man kann schreiben worüber man will und womit man sich gerade beschäftigt. Hab ich noch nicht so oft gemacht, aber hab ich mir genau jetzt mal vorgenommen. Naja… einen Bogen kann ich dennoch spannen, damit es nicht heißt: EY! Das ist hier nen Horror-Blog und kein Hifi-Geschwurbel!
Eben genau das ist es! Ein Horror-Blog und Musik passt total ins Thema. Höre ich doch vorwiegend Death Metal, Deathcore, Melodic Death Metal, Metalcore, Brutal Death Metal, Black Metal, und, und, und… ihr ahnt es. Extreme Metal ist Phase und wer sich ansatzweise damit beschäftigt hat, weiß: Da geht es ziemlich zur Sache! Tod, Krankheit, Krieg, Folter, Horror und gesellschaftliche Missstände sind an der Tagesordnung. Detailierte Texte über Mord, Vergewaltigung, Folter, Verstümmelung und Kannibalismus waren und sind teils an der Tagesordnung. Eventuell auch mit aktuellen Themen vermischt wie bei Cattle Decapitation (“(Rind-)Vieh-Enthauptung”), welche den brutalen Tod und extremste Gewalt in den Mittelpunkt stellen um die Fleischproduktion zu skandalisieren und moralisch zudiskreditieren. Natürlich sind hier die Bandmitglieder alle Vegetarier und wollen auf den Konsum der Gesellschaft hinweisen.
Wer sich ein wenig mit Extreme Metal beschäftigt wird erstaunt sein, dass hier die reinsten Splatterfeste und phantastischsten Horrorphantasien existieren.
In einer Welt in der alles hektischer wird und durch das Internet verbreiteter braucht man einfach mal ein wenig Meditation. Ich mein, ich bin der Letzte der sich auf so ne Matte setzt und “Ohm” macht. Das mein ich auch gar nicht. Eher Rituale um mal wieder ein wenig runter zu kommen. Zum einen ist das ein Grund warum ich total auf Blu-Rays (ob 4k oder normal) stehe. Hier kann man seinen “persönlichen” Katalog durchforsten auf der Suche nach dem nächsten Streifen der vielleicht gleich in den Player wandert. So nen bisschen wie früher mit Videotheken, wo man Stunden verbracht hat sich Filme die am Wochenende geguckt wurde auszusuchen. Vielleicht hat man hier auch noch Kollegen getroffen, die einem einen geilen Streifen empfohlen haben und ist so an einen seiner zukünftigen Lieblingsfilme gekommen. Danach die Disk in den Player zu werfen, sich auf die Couch zu schwingen und den Film abzuspielen.
Ja, ich liebe Streaming und bin seit der ersten Sekunde mit dabei! Aber Leute… so ne Disk ist schon was feines. Abgesehen, dass Bild und Ton schon mehr als überlegen sind, aber das Ritual etwas auszusuchen und ne Disk in den Player zu schmeißen ist schon geil und ich will das nicht missen. Wenn mir irgendwer nen Rezensionsexemplar anbietet frage ich als erstes nach ner Disk (außer ne DVD… sorry aber auf dem riesen 4K Fernseher sieht das echt nimmer geil aus). Streams sind bequem und sofort verfügbar. Verstehe ich total! Und will ich in meinem Leben nicht mehr missen. Aber ich brauche auch den Punkt an dem ich abschalten kann. An dem ich ein Ritual ausübe. Und das ist nunmal so ne Disk einzuwerfen.
Wie komme ich nun auf so ne Vinyl? Hier geht’s doch um Vinyl oder? Klar! Nach diesem riesen Einleitungstext noch ein kleiner Disclaimer. Das hier ist für den Vinyl-Freak wahrscheinlich mehr Schmerz als Freude zu lesen. Oder er ist ein wenig masochistisch veranlagt: dann willkommen! Ich bin 85er Baujahr und mit der MC und CD groß geworden. Die Plattenspieler wurden gerade in meiner Kindheit entweder auf den Dachboden oder in den Elektroschrott geworfen. Ja leider. Weiß ich auch, aber so war es nunmal.
Hier soll es um den inneren Drang nach Musik, Meditation und Rituale gehen.
Musik, Meditation und Rituale
Vor ein wenig mehr als 10 Jahren habe ich schon darüber nachgedacht mir einen Plattenspieler anzuschaffen. Streaming war weiter im kommen und Lossless natürlich verfügbar. Also habe ich bei Vinyl abgewunken und gesagt: ich brauch nur Lossless! Ist auch geil. Wirklich und funktioniert. Ja natürlich kenne ich die Fraktionen um Vinyl herum die was von zu kalt, zu klinisch oder sonstwas reden. Ja digital klingt halt anders. Korrekt. Aber dennoch geil.
Aber warum bin ich jetzt doch bei der Vinyl gelandet? Naja… den Stream an werfen kann ein jeder. Merkt man. Gerade kam wieder der Spotify Jahresrückblick raus und man merkt 192.000 Stunden Musik habe ich in 2023 mal wieder gehört. Ich lebe Musik. Nicht nur auf Konzerten, sondern ich bin immer von Musik umgeben. Aber irgendwie genießt man die Musik nur wirklich auf Konzerten. Wo man hingeht der Musik und der Kollegen wegen. Entschleunigung.
In der IT wird von Work-Life-Balance geredet. Ich wollte auch ein wenig Stream-Genuss-Balance haben. Also: ich hab Bock auf Vinyl. Einfach mal so ne Platte auf so nen drehenden Teller werfen und dann mit so ner Nadel nen analoges Signal abgreifen. Den heiligen Gral der Hifi-Freaks da draußen. Das wahre Medium für das Musik geschaffen wurde.
Die Idee ist in den letzten Wochen in meinem Kopf gereift und ich war heiß. Position meines Blogs ausgenutzt und von EAT freundlicherweise so nen heißes Teil zur Verfügung gestellt bekommen. Einfach um meinem inneren Gefühl Freilauf zu geben. Auszuprobieren, was ist Vinyl? Wie geht das? Wie klingt das? Was ist der Hype dahinter?
An dieser Stelle erstmal Danke an EAT! Ich werde später sicherlich noch versuchen sowas wie ein Review von diesem wunderschönen Player zu schreiben. Aber bis dahin habe ich noch so einige Steine auf meinem Weg vor mir. Ich will hier ein wenig von meinem Eindruck, meinem laienhaften Treiben mit Vinyls berichten. Wie sich dieses Experiment bei mir schlägt und ob es mich entschleunigt, ich ein Ritual schaffen kann und meditiere. Ob ich es schaffe durch das Ritual die Musik als Genuss-Medium zu konsumieren statt Bulemiekonsum.
Das Experiment
Idee ist es natürlich nicht die größte Vinyl Sammlung auf dem Planeten auf zu machen, sondern sich gezielt Alben zu suchen, welche einen begleiten oder begleitet haben. Hier habe direkt welche im Kopf: Ende letztem und dieses Jahr definitiv Lorna Shore. …And i return to nothingness und natürlich Pain Remains. Manch einer ahnt es schon. Der Player bekommt hier kein Schmuseprogramm sondern den Schleudergang. Definitiv Zeal & Ardor. Dieses Jahr auf dem Summer Breeze Nachts um 2 Uhr gesehen, einfach nur weggeblasen! Atemberaubend gut und knapp das beste Konzert des Jahres! Behemoth, In absentia dei. Geiles Corona Konzert, was man vielleicht eher als Aufnahme in einer Kirche, mangels Publikum, nennen sollte. Gute Scheibe, weil einfach die besten Songs von den Jungs drauf sind. Somewhere Far Beyond von Blind Guardian. Ein Wunsch meiner Frau und nachdem wir das Album in voller Länge auf dem Summer Breeze 2022 genießen durfen keine schlechte Wahl. Wintersun! Leider als Live at Tuska Festival, da die Time I Vinyl aus ist und wenn nur für horrende Summen gehandelt wird.
Das soll der Einstieg sein. Ich denke mich wird noch der Wind in verschiedene Richtungen treiben. Fehlen hier noch verdammt viele Bands die ich saugerne höre. Aber Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden und ich muss mich jetzt erstmal auf den Geschmack bringen. Sammelleidenschaft ist immer am Start und ich denke das wird erst der Anfang sein. Aber warten wir es mal ab. Ich bin jedenfalls offen dafür.
Erste Schritte
Ich will meinen ersten Post zu dem Thema nicht ohne die ersten Erlebnisse beenden. So trudelte der Player schon am Dienstag ein und natürlich musste ich ihn sofort zusammenbauen. Also, Fotos und Videos für Insta gemacht und zusammengebaut. Gleich erstmal festgestellt. Interessantes Konzept. Ich habe hier einen EAT Prelude stehen. Dieser besteht wenn man es so will aus zwei Teilen. Einmal dem Motor, welcher komplett einzeln auf dem Creaktiv Hifi-Rack steht. Ja Schleichwerbung. Aber ich bin einfach so stolz drauf, dass wir die Ehre haben auch sowas auszuprobieren und deswegen wäre es geil, dass wenn ihr nach sowas sucht, vielleicht mal einen Blick drauf werft. Review dazu folgt noch, Grüße gehen an Valentino raus und Danke. Jedenfalls ist der Motor physikalisch nicht wirklich (ja mit Außnahme des Riemens) mit dem Rest des Plattenspielers verbunden. Also stellt man erst den Motor auf und nimmt dann die Zarge (ja, hab ich nachgesehen, das Brett mit dem Teller nachher und dem Tonarm nennt man so) und stellt sie mit der Motoraussparung darüber. Danach schmeißt man den krassen Aluteller in das dafür vorgesehene Loch und am Ende muss man noch den Tonarm ein wenig justieren. Gut an dem Set: Der Tonabnehmer ist in der Tat schon montiert und eingestellt. Es fehlt wirklich nur das Einpendeln? Justieren? des Gegengewichtes, welches aber sehr gut in der Anleitung beschrieben wurde. Tada! Man hat nen Plattenspieler.
Glatt mal die The Offspring Americana LP rausgeholt (war bei Amazon im Angebot und hab ich mal als Test gekauft) und draufgeschmissen. Uiui, Klangeindruck? Wirklich gut! Also mit Streaming hat das nix zu tun. Aber halt analoger und anfälliger… mal leicht am Hifi-Rack gewackelt und schon springt die Musik. Ja… der eingefleischte Vinyl Fan weiß: macht man nicht, aber ist mir passiert. Crazy. Da es sich bei dem Plattendreher auch nicht um einen Automat (ich glaube so nennt man das dann in Hifi-Gefilden) handelt direkt nach der ersten Seite aufgesprungen und die Nadel vor dem Ende der LP bewahrt. Glaub die mag das nicht am Ende zu sein, aber das muss ich noch mal nachlesen. Platte umgedreht und dann… WHAT?! Wo kommen denn die ganzen Flusen her? Hmpf… was macht man denn jetzt? Natürlich weiß ich das ich die Platte nicht mit meinen Fettgriffeln anfassen will aber wie? Okay… schmeiß die Kiste trotzdem mal an, stelle fest, das die Flusen wohl von dem Filzaufleger auf dem Plattenteller kommen, oder den schicken viel zu kleinen Handschuhen, welche beim Plattenspieler dabei waren, damit man nicht den Klavierlack in den ersten Sekunden schon beschmiert. Ah… da ist das Knistern was man bekommt wenn man Flusen drauf hat… super… Google angeschmissen, gelernt man braucht ne Kohlefaserbürte für die Platte… bestellt.
Nächste Platte, Anchors + Hearts aufgelegt. Staufrei! YAY! Platte hatte ich letzte Woche auf dem Konzert mal just 4 fun mitgenommen. Geiler Sound… wirklich! Scheint Spaß zu machen… aber irgendwas ist noch komisch… zwischendurch wird die Musik dumpf… nach einem Blick Richtung Nadel Problem erfasst: Flusen an der Nadel. Hmpf. Amazon -> Nadelbürste bestellt und warten auf Lieferung. Hey Vinyl! Probleme die ich aus meiner Streaming-Karriere gar nicht kenne. Vielleicht leere Akkus, ne mistige Internet-Anbindung aber Flusen sind weniger der Feind. Okay! Abenteuer Vinyl beginnt. Jetzt heißt es warten auf weitere Scheiben und Bürsten. Naja… war ja schon mal ein Ritt. Und wird sicherlich noch spannender.
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