Whitechapel - Hyms In Dissonance - Vinyl - Nach dem Needle drop auf EAT Prelude mit Ortofon 2M Bronze und Gatefold

Whitechapel — Hyms in Dissonance — Audiophile Metalhead Vinyl Review

End­lich ist es da! “Hymns in Dis­so­nan­ce”, das neue WHITECHA­PEL-Brett – und wir wagen uns mal an ein rich­tig fet­tes Vinyl-Review her­an. Als ech­te Audio­phi­le Metal­heads haben wir natür­lich bewusst die ana­lo­ge Erfah­rung gewählt, auch wenn’s ver­dammt schwer war, nicht sofort auf Qobuz zu strea­men. Aber hey, gera­de bei Prei­sen zwi­schen 25–40€ für eine Plat­te soll­ten Vinyl-Reviews eigent­lich Stan­dard sein, oder? Viel­leicht set­zen wir ja hier einen Trend!

Die Vorfreude des Wartens

Die Vor­freu­de wur­de heu­te auf eine ech­te Gedulds­pro­be gestellt. Der DHL-Bote hat sich Zeit gelas­sen – schein­bar ist kurz vor dem Wochen­en­de die Paket­höl­le los. Aber eines muss man EMP las­sen: Ver­pa­cken kön­nen sie! Plat­ten­kar­ton in sta­bi­lem Außen­kar­ton, sorg­fäl­tig mit Papier aus­ge­pols­tert. Da braucht man kei­ne Angst um die schwar­zen Schei­ben haben.

Nach dem Befrei­ungs­akt aus dem Kar­ton hält man die noch ein­ge­schweiß­te Plat­te end­lich in Hän­den. Der reflex­ar­ti­ge Griff zum Han­dy, um den Bar­code bei Dis­co­gs ein­zu­scan­nen, endet aller­dings in einer Sack­gas­se. Kein Ein­trag? Das Pro­blem schie­be ich erst­mal auf die To-Do-Lis­te für spä­ter – jetzt wird erst­mal die Ver­pa­ckung inspiziert!

Die kleine Sammlertragödie

Was direkt ins Auge sticht, ist lei­der etwas ent­täu­schend: Die Limi­tie­rungs­in­fo unse­rer “scar­let red with clou­dy black splatter”-Edition (begrenzt auf 200 Stück, wir haben Num­mer 113) klebt als simp­ler Auf­kle­ber auf der Folie. Für Samm­ler ist das echt sub­op­ti­mal – wohin mit dem Ding nach dem Aus­pa­cken? Bei Film­e­di­tio­nen wird das deut­lich ele­gan­ter gelöst. Ein vor­ge­druck­tes Feld auf der Gate­fold-Rück­sei­te mit Platz für Num­mer und Limi­tie­rung wäre eine deut­lich samm­ler­ge­rech­te­re Lösung gewesen.

Warum Vinyl im Streaming-Zeitalter?

Als eigent­li­cher Digi­tal-Nerd habe ich trotz­dem gute Grün­de, war­um ich mich für die­se Old-School-Ver­si­on ent­schie­den habe: Es gibt ein­fach nichts Gei­le­res, als ein fet­tes Album-Art­work in über 30×30 cm in den Hän­den zu hal­ten! CDs waren okay, aber Vinyl ist ein­fach das ulti­ma­ti­ve For­mat für Albumkunst.

Und dann die Ent­schleu­ni­gung: Die mas­si­ve Schei­be vor­sich­tig aus der Hül­le zie­hen, auf den Plat­ten­tel­ler legen, das Gewicht drauf, ein­mal mit der Bürs­te drü­ber und dann den per­fek­ten Need­le-Drop set­zen. Danach ein­fach 20 Minu­ten ins Sofa sin­ken und die pure Musik genie­ßen. Ja, man muss auf­ste­hen und die Plat­te nach der Hälf­te umdre­hen – aber genau das macht das Ritu­al so beson­ders. (Wer mehr zu den Beweg­grün­den zum Vinyl­ge­nuss erfah­ren will, kann sich mal hier oder hier reinklicken)

Die­ses fei­ne, unver­wech­sel­ba­re Rau­schen der Nadel auf fri­schem Vinyl, bevor die ers­ten bru­ta­len Klän­ge von “Pri­soner 666” die Laut­spre­cher zum Beben brin­gen – unbezahlbar!

Die Vinyl-Edition im Detail

Sobald die Folie ab ist, hört die Kri­tik auch schon wie­der auf. Das Gate­fold ist vor­bild­lich ver­ar­bei­tet, mit der Plat­te sicher in der Mit­te statt in einem der Schen­kel. Die Vinyl selbst steckt in einem gepols­ter­ten Inner-Slee­ve mit Metal Bla­de-Druck. Und dann pas­siert etwas fast Magi­sches: Beim Her­aus­neh­men ist die Plat­te nicht sta­tisch auf­ge­la­den! Wer schon mal mit elek­tro­sta­tisch auf­ge­la­de­nen Schei­ben gekämpft hat, weiß wie beson­ders das ist – kein Staub­ma­gnet, kei­ne Papierflusen!

Das Gate­fold selbst ent­hält einen zwei­sei­ti­gen Druck, dazu gibt’s einen Ein­le­ger mit allen Song­tex­ten und einem Cover in CD-Book­let-Grö­ße. Auf der Rück­sei­te des Covers fin­det sich sogar ein Band­camp-Code für den digi­ta­len Down­load. Kein sepa­ra­tes Book­let, aber trotz­dem bes­ser aus­ge­stat­tet als 90% der Vinyl-Releases, die ich in letz­ter Zeit in den Hän­den hat­te. Wer jetzt schon Bock hat sich die Schei­be zuzu­le­gen kann auf der Whitecha­pel-Page mal rein­kli­cken. Hier gibt es eini­ge Editionen.

Die 180g-Schei­be selbst ist ein ech­ter Hin­gu­cker in Schar­lach­rot mit schwar­zen Splat­ter-Effek­ten und liegt schwer und wer­tig auf dem Plat­ten­tel­ler. Zeit, die Nadel abzu­sen­ken und in die Höl­le einzutauchen…

Whitechapel: Hyms in Dissonance – When Deathcore reclaims it’s bloody throne

Alles klar, Leu­te – packt eure melo­di­schen Erwar­tun­gen ein und werft sie in den nächs­ten Müll­con­tai­ner, denn WHITECHAPEL sind zurück im Bru­ta­lo-Busi­ness! Nach einer melo­di­schen Odys­see mit Alben wie “The Val­ley” und “Kin” haben die Death­co­re-Vete­ra­nen mit ihrem neun­ten Album “Hymns In Dis­so­nan­ce” die Samt­hand­schu­he aus­ge­zo­gen und erset­zen sie durch blut­ver­schmier­te Schlagringe.

Willkommen in der Höllenschmiede

Wer hät­te das gedacht? Eine Band, die sich jah­re­lang in Rich­tung zugäng­li­che­rer Sound­land­schaf­ten bewegt hat, macht eine kom­plet­te 180-Grad-Wen­de und ser­viert uns einen Hass­klum­pen, der här­ter ist als das, womit sie ihre Kar­rie­re über­haupt begon­nen haben. “Hymns In Dis­so­nan­ce” ist wie ein Dampf­ham­mer auf Speed – unnach­gie­big, zer­stö­re­risch und ver­dammt befrie­di­gend für jeden, der sich nach dem ursprüng­li­chen WHITECHA­PEL-Cha­os gesehnt hat.

Statt auto­bio­gra­fi­scher Selbst­er­kun­dung bekom­men wir dies­mal eine dys­to­pi­sche Geschich­te über eine men­schen­ver­ach­ten­de Sek­te und ihre per­ver­sen Ritua­le rund um die sie­ben Tod­sün­den. Per­fek­ter Stoff für Phil Boze­man, um sei­ne abgrund­tie­fe Stim­men­pracht wie­der voll aus­zu­fah­ren! Sei­ne Growls klin­gen, als wür­de er Glas­scher­ben früh­stü­cken – eine will­kom­me­ne Rück­kehr zu sei­nen voka­len Wurzeln.

Satanische Soundwände und infernalische Breakdowns

Die ers­ten Tak­te von “Pri­soner 666” sind wie ein Schlag in die Magen­gru­be nach einem All-you-can-eat-Buf­fet – uner­war­tet bru­tal und abso­lut ver­hee­rend. Das Schlag­zeug häm­mert mit einer Inten­si­tät, die selbst hart­ge­sot­te­ne Mosh­pit-Krie­ger zum Schwit­zen bringt, wäh­rend die Gitar­ren Riffs aus­spu­cken, die klin­gen, als wür­den Ket­ten­sä­gen mit­ein­an­der kämpfen.

Hate Cult Ritu­al” fegt dann wie ein Tor­na­do durch dei­ne Gehör­gän­ge – mit Blast-Beats, die schnel­ler sind als dei­ne letz­te Bezie­hung vor­bei war, nur um dann in groo­vi­ge Pas­sa­gen zu mün­den, bei denen selbst der ver­stock­tes­te Metal­geg­ner sei­nen Kopf nicht still­hal­ten kann. “Bedlam” wie­der­um ist ein mons­trö­ser Bre­cher, der sich wie ein toll­wü­ti­ges Urzeit­tier durch dei­ne Play­list frisst.

Höllische Tiefe statt flacher Raserei

Doch glaub bloß nicht, dass “Hymns In Dis­so­nan­ce” nur stump­fes Geprü­gel ist! Die wah­re Kunst die­ses Albums offen­bart sich erst nach meh­re­ren Durch­gän­gen. Der Titel­track ist ein fas­zi­nie­ren­des Biest, das zwi­schen Death Metal, Grind­core und über­ra­schend pun­ki­gen Ele­men­ten chan­giert. Wenn mit­ten­drin die Geschwin­dig­keit raus­ge­nom­men wird, erlebst du einen die­ser sel­te­nen Metal-Momen­te, in denen eine gan­ze Men­schen­men­ge syn­chron ihre Nacken verrenkt.

Was WHITECHAPEL hier wirk­lich aus­zeich­net: Die Band beweist, dass man ein bru­tal abge­fah­re­nes Album machen kann, ohne die musi­ka­li­sche Ent­wick­lung der letz­ten Jah­re kom­plett zu ver­leug­nen. In Tracks wie “Mam­mo­th God” und “Not­hing Is Coming For Any Of Us” blit­zen immer wie­der melo­di­sche Ele­men­te durch die Bru­ta­li­tät, die zei­gen: Die­se Jungs haben nicht ver­ges­sen, son­dern bewusst ent­schie­den, wie­der auf die Zer­stö­rungs­tas­te zu drücken.

The Abys­mal Gos­pel” klingt, als hät­te man SLAYER, CANNIBAL CORPSE und einen sehr wüten­den Bären in einen Mixer gewor­fen – und das Ergeb­nis ist ver­dammt beein­dru­ckend. Die uner­war­te­ten Gitar­ren­läu­fe zwi­schen all dem Cha­os sind wie ein kur­zer Blick ins Para­dies, wäh­rend du durch die Höl­le rennst.

Fazit

Hymns In Dis­so­nan­ce” ist ein Beweis dafür, dass ech­te Death­co­re-Alche­mis­ten ihr Hand­werk nicht ver­ler­nen. WHITECHAPEL haben hier ein Album erschaf­fen, das dei­ne Nach­barn dazu brin­gen wird, gleich­zei­tig die Poli­zei und einen Exor­zis­ten zu rufen.

Und nach 40 Minu­ten Dau­er­feu­er sehnt sich selbst der hart­ge­sot­tens­te Mos­her viel­leicht nach einer kur­zen Atem­pau­se. Aber ist das nicht genau, was wir von einem rich­tig üblen Death­co­re-Album erwarten?

Für alle, die bei “Kin” und “The Val­ley” nost­al­gisch an die alten Zei­ten dach­ten: Eure Gebe­te wur­den erhört – nur viel blu­ti­ger, als ihr es euch je erträumt hät­tet. WHITECHAPEL sind zurück im Death­co­re-Game, und sie sind hung­ri­ger denn je.

Vinyl-Sound: Eine Klangoffenbarung

Metal Bla­de LPs sind bis­her sel­ten durch unse­re Hän­de gewan­dert, aber nach die­ser Erfah­rung kön­nen wir dem Label nur ein dickes Lob aus­spre­chen: Die­se Pres­sung ist ver­dammt exzel­lent! Mit dem Orto­fon 2M Bron­ze-Ton­ab­neh­mer (hier haben wir noch mehr zum The­ma) fräst sich die Schei­be wie eine Ket­ten­sä­ge durch den Schä­del – und das mei­ne ich im aller­bes­ten Sinne.

Der Mix ist wirk­lich beein­dru­ckend gelun­gen: Das Schlag­zeug kommt mit ordent­li­chem Punch, per­fekt ort­bar im Ste­reo­bild, wäh­rend die Becken kris­tall­klar und ohne Ver­zer­run­gen glän­zen. Bozem­ans Stim­me ist und bleibt eine Insti­tu­ti­on der Bru­ta­li­tät, die selbst auf Vinyl pure Gän­se­haut erzeugt.

Tech­nisch erlaubt sich die Plat­te abso­lut kei­ne Schwä­chen. Der Sound schiebt von Song zu Song uner­bitt­lich vor­wärts und häm­mert dir die ein­dring­li­chen Riffs förm­lich in die Gehör­gän­ge. Hier regiert purer, unver­fälsch­ter Hass in Vinyl­form – genau wie es sein sollte!

Im direk­ten Ver­gleich zur 24bit/48kHz Los­sless-Ver­si­on von Qobuz scheint die Vinyl­pres­sung tat­säch­lich die Nase vorn zu haben. Aller­dings müs­sen wir fai­rer­wei­se ein­räu­men, dass wir bis­her nur Anla­ge (Vinyl) gegen Kopf­hö­rer (Digi­tal) ver­gli­chen haben. In den nächs­ten Tagen wer­den wir noch­mal nach­hö­ren, ob sich unser ers­ter Ein­druck bestä­tigt, wenn wir den Strea­mer an der­sel­ben Anla­ge testen.

Album
8
Aus­stat­tung
9
Vinyl-Sound
9
Leser­wer­tung0 Bewer­tun­gen
0
Down­load-Code für Digi­ta­le Alben-Version
Inners­lee­ve mit Reispapier
Pres­sung sau­ber und nicht sta­tisch aufgeladen
Plat­te leicht wel­lig auf einer Sei­te (wirkt sich nicht auf den Sound aus)
8.7
deca­yed sho­cker points
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